Der Aufbau von RISC OS

Hier wird in kurzen Sätzen der Aufbau von RISC OS beschrieben. Diese Einführung ist natürlich nicht allumfassend, sollte aber ausreichen um einen kleinen Einblick in RISC OS und dessen Handhabung zu gewährleisten

Das ROM

Das (derzeit) 4 Mb große ROM enthält alle wesentlichen Bestandteile von RISC OS. Somit ist RISC OS zum einen schnell verfügbar und zum anderen sicher vor Manipulation von außen. Das geht soweit, das der Rechner ohne jeden Datenträger gestartet werden kann, und der Anwender dennoch eine Benutzeroberfläche vorfindet.
Eine Abweichung von diesem Vorgehen ist RISC OS Select, welches Besitzern von RISC OS 4.0x ROM als kostenpflichtiges Jahresabonnement zur Verfügung steht. RISC OS Select wird in Form von ROM-Images von einem Datenträger geladen, wodurch sich die Startzeit des Rechners um ca. 30 bis 40 Sekunden verlängert.
Abonnementen erhalten 2 bis 3 ROM-Images im Jahr und bekommen so eine neue RISC OS Version ohne das ROM auswechseln zu müssen.
Befürchtungen, das RISC OS (Select) unflexibel und nicht erweiterbar ist sind unbegründet. RISC OS ist modular aufgebaut und neue Module können während der Laufzeit geladen werden. Dadurch ist es z.B. nicht notwendig bei einem Bugfix das gesamte ROM auszutauschen.

Der Anwender kann sich bei RISC OS vollkommen austoben und seinen eigenen Vorlieben entsprechend anpassen. Es ist nicht möglich RISC OS so zu manipulieren dass gar nichts mehr funktioniert. Dies trifft auch auf Select zu, da ja RISC OS 4.0x immer im ROM vorliegt.
RISC OS enthält auch einige Anwendungen, z.B. einen Texteditor, ein Zeichen- und ein Malprogramm. Somit kann der Anwender bereits kleine Sachen erledigen, ohne viel Geld für Anwendungen ausgeben zu müssen.

WIMP

Wie oben bereits erwähnt besteht RISC OS aus der Kommandozeile und der Benutzeroberfläche. Der "normale" Anwender wird aber mit der Kommandozeile wenig zu tun haben, weshalb hier (fast) nur auf die Benutzeroberfläche eingegangen wird.
Die mausgesteuerte Benutzeroberfläche besteht auch wieder aus zwei Bestandteilen, der Pinwand und der Symbolleiste.
Die Pinwand dient zur Aufnahme der Fenstern, Icons, und ggf. eines Hintergrundbildes, wohingegen die Symbolleiste Laufwerke und laufenden Anwendungen aufnimmt und dem Anwender von dort einen schnellen Zugriff ermöglichen. Ferner enthält die Symbolleiste den Aufgaben- und den Bildschirmmanager.

wimp
Ein Ausschnitt des Aufgabenmanagers.


Aufbau und Struktur der Benutzeroberfläche unterscheiden sich von denen anderer Betriebssysteme wie z.B. Windows. So existiert kein Arbeitsplatzverzeichnis, in welchem sich Laufwerke, Drucker, Netzwerk und Systemsteuerung befinden. Bei RISC OS ist der Computer als gesamtes der Arbeitsplatz. Laufwerke, Drucker und Netzwerk liegen auf der Symbolleiste.
Das mit der Windows-Systemsteuerung vergleichbaren RISC OS-Konfigurationsmenü erreicht man durch starten der Anwendung !Boot, welche im Hauptverzeichnis des Bootlaufwerkes liegt. Gleichzeitig entspricht !Boot dem Verzeichnis C:\Windows.

boot 40kb
Das Hauptverzeichnis mit !Boot und das RISC OS-Konfigurationsmenü


Auch das Taskhandling unterscheidet sich von dem anderer Betriebssysteme. So ist das Fenster einer Anwendung kein Task, sondern nur die Anwendung selber. Wird also das einzige Fenster eines Anwendung geschlossen, so wird die Anwendung nicht beendet sondern bleibt auf der Symbolleiste stehen. Beispiele sind auf den Bildern oben zu sehen. Die Anwendungen (rechts) sind ohne Fenster.
Weitere Besonderheiten des WIMP sind zum einen die Darstellung der Schrift mittels Anti Aliasing (Kantenglättung (ab RISC OS 3.5, ältere Versionen nur mit Extraprogrammen)). Damit erreicht das WIMP eine angenehme Darstellung von Texten. Wohlbemerkt, dies bezieht sich auf WIMP. In Anwendungen wird die Schrift seit jeher mitttels Anti Aliasing dargestellt.
Zum anderen unterstützt das WIMP konsequentes Drag'n Drop. So können z.B. Bilder aus einem Grafikprogramm oder Verzeichnis heraus direkt in eine Textverarbeitung gezogen (gespeichert) werden.

antialiasing 77kb
Ein Beispiel für Drag'n Drop.

Das Pinboard (Pinwand)

Die Pinwand nimmt, wie bereits beschrieben, Fenster, Icons und Bilder auf. Anders als bei Windows werden bei der Ablage von Icons aber keine "harten" sondern lediglich "symbolische" Verknüpfungen erstellt. Das heisst, das Icon einer Anwendung auf der Pinwand hat alle funktionellen Eigenschaften des Originalicons. Wird aber das Icon von der Pinwand entfernt, so hat dies keine Auswirkungen auf das Original, da keine Dateimanipulation von der Pinwand aus möglich sind. Allerdings stehen bei einem auf der Pinwand abgelegtem Verzeichniss- und Anwendungsfenster weiterhin alle kontextbezogenen Menüs zur Verfügung.

Die Icon bar (Symbolleiste)

Die Symbolleiste ist in zwei Bereiche aufgeteilt. Auf der linken Seite liegen alle IO-Geräte, d.h. Laufwerke, Drucker etc. Auch Anwendungen, welche IO-Funktionen zur Verfügung stellen, z.B. Archivierungs- und Kompressionsanwendungen, sind dort abgelegt.
Auf der rechten Seite liegen alle laufenden Anwendungen, z.B. eine Textverarbeitung. Von hier hat der Anwender einen schnellen Zugriff und kann Programmfenster öffnen oder die Anwendung beenden.

pwsl 49kb
Auf der Pinwand abgelegte Icons, ein kleines Malprogramm und das Menü für das Diskettenlaufwerk.

Die Maus

Von jeher nutzt RISC OS eine Maus mit drei Tasten. Die linke Taste (Auswahl, Select) dient zur Auswahl von Objekten und Betätigung von Bedienelementen, wohin gegen die rechte Taste (Spezial, Adjust) immer ergänzend oder umgekehrt zur Auswahltaste arbeitet. Dieses Verhalten ist kontextbezogen und standarisiert. Die mittlere Taste (Menü, Menu) öffnet immer ein zum Fenster kontextbezogenes Menü, ist also mit der rechten Taste unter Windows vergleichbar.
Gerade das Zusammenspiel der linke und rechten Maustaste macht die Arbeit mit RISC OS und dessen Anwendungen sehr einfach. Die Anzahl der Bedienelemente zur Objektmanipulation ist auf das Nötigste reduziert, ohne dass der Anwender eine Funktion vermissen würde.

Der Filer

Der Filer ist für die Anzeige des Laufwerksinhaltes verantwortlich. Auf den ersten Blick eher unscheinbar, zeigt er seine Möglichkeiten im Zusammenspiel mit der Maus. So kann man mit nur einem Bedienelement komfortabel durch die Verzeichnisse navigieren.
Auch ist es möglich, Dateien zu öffnen oder zu sichern und dabei gleichzeitig Verzeichnisse zu öffnen oder schliessen. So bleibt dem Anwender ein undurchdringlicher Fensterwald erspart, ausser er möchte dieses.

Softwareinstallation

Die Installation von Programmen ist denkbar einfach. In vielen Fällen reicht es einfach das Programm in das gewünschte Zielverzeichnis zu kopieren. Es gibt aber auch Programme welche "richtig mit einem Installationsprogramm" installiert werden müssen. Dabei kopiert das Installationsprogramm meist nur die einzelnen Programmteile von den einzelnen Disketten¹ korrekt in das Zielverzeichnis. Ein anderer Fall sind Programme mit Kopierschutz. Diese schreiben Informationen auf die Originaldiskette und/oder die Festplatte².

¹ RISC OS Anwendungen werden oft auf Disketten ausgeliefert. Das liegt zum einen daran, dass die Programme nicht sehr gross sind, zum anderen haben viele Besitzer gerade älterer³ Modelle kein CD-ROM Laufwerk.
² Ich bin kein Fan dieser Kopierschutzart. Aber da es leider auch unter den RISC OS Anwender kopierwütige Idioten gibt lässt sich sowas wohl leider nich vermeiden...
³ Auch viele der neuesten Programme laufen ohne Probleme auf älteren Rechnern. Die einzige Voraussetztung ist meist RISC OS Version 3.1x und ggf. eine Festplatte. Und diese Voraussetztungen können ALLE Modelle erfüllen. So etwas nennt man "Investitionssicherheit".

"Ausführbare" Verzeichnise (Anwendungen)

RISC OS verfolgt bei dem Aufbau von Anwendungen einen besonderen Ansatz: Die Anwendung befindet sich ein einem ganz normalem Verzeichnis, dessen Name ein Ausrufezeichen (!) vorangestellt ist. In diesem !-Verzeichnis befinden sich unter anderem zwei Dateien mit den Namen !Boot und !Run. Diese Dateien enthalten Systembefehle mit denen die Anwendung im beim System registriert wird. Auf diese Weise gibtdie Anwendung z.B. bekannt, welche Dateitypen sie bearbeiten kann.
Soweit ganz einfach. Wird nun das !-Verzeichnis vom System "gesehen" schaut es nach der !Boot-Datei und führt deren Inhalt aus. Schon ist die Anwendung dem System bekannt und registriert. Wird mit der Maus auf dem !-Verzeichnis doppelgeklickt wird die !Run-Datei ausgeführt, welche letztendlich die Anwendung starten. Dieser Vorgang läuft bei jeder Anwendung ab, die während der Sitzung "gesehen" wird. Auf diese Weise kommt RISC OS ohne komplexe und empfindliche Registrie aus.

execdir 66kb
Aufbau eines "ausführbaren" Verzeichnises

Die Systemregistrie

Um es vorweg zu nehmen: Die Systemregistrie von RISC OS ist nicht einmal im Ansatz mit der von Windows vergleichbar. So sind Konfigurationseinstellungen des Systems oder von Anwendungen kein integraler Bestandteil der Systemregistrie. Die Systemregistrie von RISC OS wird bei jedem Rechnerstart neu generiert und während Laufzeit dynamisch verwaltet. Vom Anwender müssen keine Änderungen vorgenommen werden, was sich aufgrund des flüchtigen Zustandes auch nicht lohnt. Sollten dennoch Änderungen vorgenommen werden, so hat dies nur auf die aktuelle Sitzung Auswirkung, und auch dann sind fatale Folgen auszuschliessen.
Der Inhalt der Systemregistrie ist für den erfahreneren Anwender leicht nachzuvollziehen, da sie lediglich aus Variablen, Systembefehlen und deren Optionen besteht. Einen Eindruck findet an hier.

Die Kommandozeile

Die Kommandozeile stellt bei RISC OS die unterste Ebene des Systems dar. Im Prinzip laufen alle Anwendungen hier und zeigen das Ergebnis ggf. lediglich im WIMP an. Auch der Anwender kann in die Kommandozeile wechseln und sich mit Tastatur und Befehlseingabe vertiefende Erkenntnise über die Arbeitsweise und den Aufbau von RISC OS verschaffen.
Die Kommandozeile ist auf zwei Wege zu erreichen:
Der Anwender öffnet ein Task-Window. Dieses entspricht ungefähr dem bekannten DOS-Fenster. Ein wichtiges Merkmal ist aber, dass das Task-Window von einem normalem Texteditor generiert wird. Daher ist auch die Arbeitsweise ähnlich einem Textfenster.
Der zweite Weg wäre, direkt in die Kommandozeile zu wechseln. Dann wird WIMP und alle darin laufenden Anwendungen angehalten und der Rechner läuft im Singletasking. Beim verlassen der Kommandozeile erfolgt ein Sprung zurück und der Anwender findet WIMP so vor, wie er es verlassen hat.